Deutsches Atlantikwall-Archiv

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Um die Struktur des Atlantikwalls nachvollziehbar zu machen, werden nachstehend die wichtigsten Formen der taktischen Gebilde aufgezeigt. Wir beschränken uns dabei auf grobe Schemata, die je nach örtlichen Gegebenheiten natürlich immer anders ausgeformt wurde.

 

Festung
In sich geschlossene Verteidigungseinheit - eingerichtet für wochenlangen autarken Kampf ohne Hilfe von außen. Belegungsstärke etwa eine Division mit sämtlichen Unterstützungstruppen auf Divisionsebene samt Divisionsartillerie und bodenständig eingesetzter Artillerie mit eigenständig agierendem Artilleriekommando sowie im günstigsten Fall mit unterstellten Panzereinheiten in Bataillonsstärke.

Verteidigungsbereich
In sich geschlossene Verteidigungseinheit zum überregionalem Widerstand. Belegungsstärke etwa zwei Regimenter mit sämtlichen Unterstützungs- und Reservetruppen auf Regimentsebene. Unterstellte Artillerieeinheiten und - im günstigsten Fall - gepanzerte Einheiten in Kompaniestärke sollten die Kampfkraft erhöhen.

Küstenverteidigungsabschnitt
Je nach Gefährdungsgrad eines Landeabschnittes waren die zum Schutz desgleichen eingesetzten Divisionen mehr oder weniger auseinandergezogen eingesetzt. Jeder Division war ein Küstenverteidigungsabschnitt zugeteilt. Besaß die Division drei Regimenter, wurde das dritte Regiment in zweiter Linie hinter die beiden am unmittelbaren Küstensaum eingesetzten Regimenter gelegt und diente gleichzeitig als Reserve.
Die operativen Reserven in Form von Flak-Verbänden (mot.) und Panzereinheiten befanden sich einige dutzend Kilometer im Hinterland in sogenannten Bereitstellungsräumen. Sie gehörten an sich nicht zur Besatzung des Atlantikwalls, konnten jedoch an stark befestigten Abschnitten (Pas de Calais) über festungsmäßig ausgebaute Anlagen, beispielsweise Gefechtsstände, verfügen. Es handelte sich um bewegliche Verbände, die je nach Bedarf an anderen Orten eingesetzt wurden.

Küstenverteidigungsunterabschnitt
Ein Divisionsbereich wurde von zwei bis drei Regimentern, aufgeteilt auf Küstenverteidigungsunterabschnitte, belegt. Mehrere Züge bzw. Kompanien, entweder motorisiert oder behelfsmäßig beweglich gemacht, bildeten die Abschnittsreserve.

Stützpunktgruppe
Aus mehreren Stützpunkten und Widerstandsnestern bestehender Verteidigungsverbund zur Sicherung strategisch wichtiger Punkte, beispielsweise die Randpfeiler von Festungsbereichen. Eine Stützpunktgruppe war ausgerichtet für tagelangen Widerstand und besaß mehrere Rohre leichter und mittlerer Artillerie zur Selbstverteidigung. Etwa in Bataillons-, selten bis Regimentsstärke unter einem zentralen Kommando. Eine Stützpunktgruppe konnte neben ihren stationären Waffen auch über unterstellte motorisierte Artillerie, bzw. einzelne Kampffahrzeuge (meistens veraltete Beutemuster oder Pak auf SfL) verfügen. Diese Teilstreitkräfte waren dann sinnvollerweise zu einem Alarmzug, der als Reserve diente, zusammengefaßt.
Die Größe einer Stützpunktgruppe hatten auch die überschweren Marinebatterien im Pas de Calais, die von schweren Flugabwehrbatterien geschützt wurden. Ähnliches galt für stationär eingesetzte, überschwere Eisenbahnbatterien und die Sicherungskräfte eines Fliegerhorstes im ständigen Ausbau.

Stützpunkt
Aus mehreren Widerstandsnestern bestehende Verteidigungseinheit, ausgerichtet für einen tagelangen Widerstand. Artilleristisch mit einzelnen Feldgeschützen und Panzerabwehrkanonen ausgestattet. Etwa in Kompaniestärke (100-180 Mann), wobei zur Reserve eine oder mehrere Gruppe(n) eingesetzt war(en). Den Status eines Stützpunktes hatten auch Gefechtsstände ab Regiment aufwärts, Panzerwerke (ausgestattet mit Maschinenwaffen unter Panzer), Flugabwehrbatterien des Heeres, der Luftwaffe und der Marine, Heeres- und Marineküstenbatterien sowie größere Funkmeßstellungen.

Widerstandsnest
Die kleinsten Verteidigungseinheiten bildeten Widerstandsnester. Sie schützten punktuell taktisch wichtige Punkte wie Strandabschnitte, kleinere Landmarken, Brücken, Straßen- und Wegekreuzungen. Dafür standen der Besatzung leichte Panzerabwehrwaffen und leichte Artillerie zur Verfügung. Die Munitionierung und Proviantierung war so bemessen, daß die Besatzung mehrere Stunden bis zum Eintreffen von Reserven ihre Stellung halten sollte. Die Besatzungsstärke lag in etwa bei einer Gruppe (0/1/9 Mann) bis hin zu Zugstärke (1/3/20-50 Mann). Die taktische Reserve hatte Trupp- (2-5 Mann) oder Gruppenstärke (etwa 10 Mann). Zur Größe eines WN ist auch die Teileinheit eines Flugabwehrzuges zu rechnen.
Oft ist die Unterscheidung zwischen Widerstandsnest und Stützpunkt schwierig. Nach deutscher Definition ist jede Verteidigungseinheit ein Stützpunkt, wenn Waffen ab 75 mm Kaliber eingesetzt werden. Allein, dies dürfte kein eindeutiges Unterscheidungsmerkmal sein. So waren die WN 62 am Omaha-Landeabschnitt und das W 5 am Utah-Landeabschnitt mit Feldkanonen, Panzerabwehrgeschützen und sogar, im Fall von W 5, mit einer 88 mm Flak ausgestattet - liefen aber offiziell unter der Bezeichnung Widerstandsnest. Allerdings betrug die Besatzungsstärke auch weit unter 100 Mann: sowohl in W 62 als auch in W 5 betrug die Besatzung in etwa Zugstärke. Die Kommandanten bekleideten keinen Hauptmannsrang, disziplinarisch gesehen waren die Soldaten beider Widerstandsnester ihren Kompanien unterstellt.

Posten
Zwischen den Widerstandsnestern lagen unter Umständen einige hundert Meter unbewachte Geländestücke. Um ein Einsickern von Kommando- und Sabotagetrupps zu verhindern, wurden in Trupp- oder Gruppenstärke (2-10 Mann) Posten eingesetzt, die sich entweder in behelfsmäßigen Unterkünften befanden oder einen Streifendienst ausgehend von und zwischen den Widerstandsnestern versahen.
Ebenso gering war die Besatzungsstärke bei Flug- und Küstenwachen, Luftraumbeobachtungsposten, vorgeschobenen Beobachtern und Vorposten. Um logistisch nicht völlig allein auf sich gestellt zu sein, waren diese in der Nähe eines größeren Widerstandsnestes einzurichten.

 

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Stand: 23. Mai 2007