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Landeabschnitt OMAHA
Stand 10.05.2017
Am OMAHA-Landeabschnitt erlitten die alliierten Truppen die
höchsten Verluste. Es kamen dabei mehrere für die Landungstruppen
widrige Umstände zusammen. Hinter den Befestigungsanlagen waren, von der
Résistance unbemerkt und folglich dem alliierten Nachrichtendienst
verborgen geblieben, deutsche Verstärkungen eingeschoben worden. Die Schwimmpanzer versanken zumeist aufgrund des hohen
Seeganges, die Bomber warfen ihre vernichtende Last zu weit ins Hinterland
und die Raketenwerfer kamen nicht nahe genug an die Küste heran.
Oft werden wir von Lesern gefragt, wo denn nun am OMAHA-Landeabschnitt die großen Bunker liegen würden, die die Landung der Alliierten so erheblich verzögert hätten. Die Antwort ist ganz einfach:
es gab keine!
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Nicht einmal ein Dutzend Bauwerke am kilometerlangen Strand war vollfestungsmäßig
ausgebaut. |
Und dies waren auch nur Schartenstände, die
lediglich ihren durch die große Scharte leicht zu bekämpfenden Innenraum aufwiesen. |
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Unterstände für Mannschaften mit 2 m dicken
Wänden oder Betondecken fehlten völlig. Im direkten Hinterland
war keine der zuständigen Küstenbatterien verschartet. Eine schußbereite
Seezielbatterie gab es nicht. Die Batterie bei Maisy konnte nur indirekt
eingreifen, die verschartete Batterie bei Les Perruques (Maisy) nur in
nordwestlicher Richtung wirken.
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Blick von W 60 entlang des OMAHA-Strandes. |
Der Küstenweg vor dem W 61, im Hintergrund ist die Pointe du
Hoc zu sehen. |
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Der Strand von OMAHA ist
trotzdem ein gutes Beispiel dafür, daß nicht
unbedingt stark armierte Bauwerke in gut ausgebauten Stützpunkten vonnöten
sind, um einen Angreifer in die Knie zu zwingen, sondern das vor allem die
persönliche Kampfkraft der Verteidiger ein entscheidender Punkt war und
bleiben wird, eine Erfahrung, die auch ständig an der
Ostfront gemacht wurde. |
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Der hier abgebildete Ringstand, Bauform 206 (für einen 5 cm
Granatwerfer) war einer der nur leicht betonierten Bauwerke, die das
Widerstandsnest 60 am östlichen Ende von OMAHA formten.
Immerhin, erdgleich eingebaut, war er von See her nicht zu bekämpfen. Es
hätte schon einen Bomben- oder Granatvolltreffer benötigt, um die
Besatzung außer Gefecht zu setzen. |
Das mit nur 40
Mann besetzte Widerstandsnest verfügte an eigener Artillerie lediglich
über eine Flak und ein 7,5 cm Feldgeschütz sowie 3 Granatwerfer und
einen Kampfwagenturm. Trotzdem hielt sich die Besatzung immerhin bis 9h
morgens. |
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Einige Widerstandsnester hielten sich nur wegen
der Zähigkeit ihrer Besatzungen bis zum Mittag des 6. Juni 1944
– immer mit der Hoffnung auf die nicht erfolgte Zuführung von Reservekräften der
eigenen Division, die sich oftmals mit den versprengt abgesetzten
US-Fallschirmjägern herumschlugen und sich so im Hinterland in Unkenntnis der
Gesamtlage festbissen. Greifbare Panzerkräfte gab es nicht, die strategische
Panzerreserve lag zu weit entfernt und wurde zu spät in Marsch gesetzt.
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Selbst das bekannteste Widerstandsnest – W 62
– verfügte
lediglich über 16 Bauwerke. Davon waren nur die beiden R 669 vollfestungsmäßig betoniert. Hinzu kamen einige Ringstände und Unterstände in
feldmäßig betoniertem
Ausbau. |
Auch weiter in westlicher Richtung gab es nur wenige
Bauwerke in bombensicherer Ausführung. So verfügten W 64 und W 65 lediglich über einen R 612 (Schartenstand für
Feldgeschütze) und zwei R 667 (Kleinststand für 5 cm Kwk
mit nur 1,50 cm Wand- und Deckenstärke, also noch nicht einmal bombensicher). |
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W 66 bestand nur aus Ringständen und feldmäßigen Anlagen,
für W 67 und W 68 war im Mai 1944 der Bau eines R 667 geplant, W 69 verfügte
lediglich über zwei Flak (Flugabwehrkanonen) in offenen Bettungen. |
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Auf dem vorgelagerten Strand waren bis 2004 nur noch wenig Überreste der Landung zu
finden, darunter das abgebildete Bootswrack. Heute ist der Strand vollkommen von Resten
geräumt. |
Die nächsten etwas stärker armierten Widerstandsnester
gruppierten sich um die Strandzufahrt von Vierville - dem westlichsten
Eckpunkt des OMAHA-Strandes.
Hier befinden sich u.a. ein R 677 (Stand für 8,8 cm Pak 43) sowie ein
Doppelschartenstand für eine Kampfwagenkanone mit angesetztem Ringstand für
einen Kampfwagenturm. |
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Bis auf einige MG-Stände war es das
dann aber auch schon mit der Atlantikwallherrlichkeit. |
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Die stark ausgebaute Pointe du Hoc lag außerhalb des eigentlichen
Landeabschnitts OMAHA. Aufgrund der dort vermuteten Geschütze bekam eine
US-Ranger Einheit den Auftrag, die Batterie einzunehmen. Nach hartem Gefecht überwanden die Sturmgruppen die
Steilküste, mußten allerdings zu ihrer Bestürzung feststellen, daß die
Geschützstellungen und -kasematten leer standen.
Der Angriff traf die Batterie genau zu dem Zeitpunkt, als
man während der Bauphase der Kasematten die Geschütze aus
Sicherheitsgründen gegen alliierte Bomberangriffe einige hundert Meter
landeinwärts verlegt hatte. Somit war der verlustreiche
Angriff der Rangers, strategisch gesehen, sinnlos. Ein Vergleich zum
brtischen Angriff auf die Batterie Merville am östliche Enden des
Landekopfes drängt sich auf. |
Neben dem R 636a (s. Bild oben) sind noch viele andere
Bauwerke mehr oder weniger gut erhalten. Hier eine offene Bettung für
15,5 cm K 418(f).
Der oben abgebildete Leitstand wurde zwischenzeitlich wegen
Absturzgefahr gesperrt. |
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Einige der Bauwerke haben durch Volltreffer des alliierten
Luftbombardements stark gelitten und wurden teilweise zerstört. An den
intakten Bauwerken nagt nicht nur der Zahn der Zeit, sondern auch die
"Hinterlassenschaften" der Touristen (obwohl
Toiletten reichlich zur Verfügung stehen).
Heute ist der gesamte Bereich der Batterie ein
Freilichtmuseum zur Erinnerung an die Gefallenen. Das Grundstück wurde den USA übereignet und ist somit
ein exterritoriales Gelände.
Auch der R 134 (Munitionsunterstand I), dessen Gleise für die
Munitionsbahn links zu sehen sind, war bei unserem Besuch
2004 nur mit Vorsicht und Nasenklammer
begehbar.
Mittlerweile ist eine Besserung eingetreten: das ganze
Gelände wurde zum Park ausgebaut und wird auch besser gepflegt. |
Wenn man das Glück hat, die Batterie relativ touristenfrei
anzutreffen, sind die Ausmaße der schweren Bombardements auch heute noch
zu erkennen. |
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Das westlich anschließende Mündungsdelta der Vire bildete einige Tage
lang eine Pufferzone zwischen den beiden US-Landeabschnitten OMAHA und UTAH und
wurde als solche aufs Allerheftigste von deutschen Fallschirmjägern
des Fallschirmjägerregiments 6 verteidigt.
Zur Vertiefung:
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