| |
Die Festung Gironde Süd
Stand 03.02.2015
Die Festung Gironde Süd umfaßte die Ortschaften Le Verdon und Soulac-sur-Mer sowie Montalivet im Vorfeld der Festung.
Zusammen mit der Festung Gironde Nord (Royan) sicherte sie
die hier nur wenige tausend Meter breite Gironde-Mündung,
die man heute mit einer Autofähre überqueren kann. |
 |
Die äußere Festungsgrenze verlief etwa ab Montalivet Richtung Osten über St. Vivien quer durch die Halbinsel. Gegen Norden wurden weitere Verteidigungsriegel errichtet, deren Ausbaustufe jedoch nur feldmäßigen Charakter hatte.
 |
Schwer gesichert waren die Strände Richtung Norden. Hier finden sich sehr viele Bauwerke für die 5 cm Kampfwagenkanone oder leichte Panzerabwehrgeschütze. |
Oft waren diese in Gruppen zusammengefaßt. Man kann gut die Auswirkung von Hitlers Verschartungsbefehl erkennen: Zu jeder offenen Bettung für 5 cm Kwk gesellt sich ein Schartenstand, in dem die Waffe 1944 eingebaut
wurde, nachdem man sie von ihrer offenen Aufstellung demontiert hatte.
|
Im Medoc waren in den letzten Jahren Graffitti-Künstler am Werk. Der R 680 südlich Soulac
(nebenstehend eine Aufnahme aus den 80er Jahren) ist
beim Jahrtausenwechsel kaum noch wiederzuerkennen.
Das schöne Graffitti ist aber mittlerweile wieder arg
verblaßt. |
 |
 |
Nördlich des Ortes wurde die MKB Les Arros von einem
der Einwohner zu einem Freilichtmuseum hergerichtet.
Nicht nur hier zeigt sich, daß das Engagement eines Einzelnen
ohne die kommunale Unterstützung leider keine nachhaltige Wirkung hat. Die
Batterie verfällt zusehends wieder in ihren Zustand der Nachkriegsjahre. Es
bedarf der Initiative mehrerer Enthusiasten, um ein Projekt diesen Ausmaßes auch
über einen längeren Zeitraum sicher betreiben zu können. Schade, denn die
Batterie ist eine der wenigen, die noch recht gut mit allen ihren Bauwerken
erhalten ist. Darunter befinden sich auch einige Regelbau-Schätzchen und so
manches bemerkenswerte Detail in den Bauwerken und im Gelände. So besitzt die
Batterie als Besonderheit zwei R 670, die hier
nur zur
flankierenden Wirkung eingesetzt wurden.
 |
Eine Plakette am R 670 weist auf die Kämpfe
um die Festung im April 1945 (!) hin. Angesichts des vorauszusehenden
Kriegsendes war die politisch vielleicht nachvollziehbare Entscheidung, die
beiden Gironde-Festungen zu befreien, eine militärisch völlig unnütze
Aktion, die auf beiden Seiten mit einer unsinnig hohen Anzahl toter und
verletzter Kämpfer bezahlt wurde. |
Hier sieht man gut das Schußfeld des R 670
gegen Südsüdwest |
![R 670 [Bruno P. Kohlenbach]](../../images/aw/europa/france/f4_4020/BKL_1522.jpg) |
Der Leitstand M 157 der MKB Les Arros ist recht gut erhalten.
Bauwerke gleichen Typs gibt es nur noch sehr wenige am Atlantikwall. Die
nachstehenden Bilder rechts oben und unten zeigen den M 157 im Jahr 2014.
![M 157, Nordseite [Bruno P. Kohlenbach]](../../images/aw/europa/france/f4_4020/BKL_1600.jpg) |
![M 157, Südwestseite [Bruno P. Kohlenbach]](../../images/aw/europa/france/f4_4020/BKL_1605.jpg) |
Der Batterie am Strand vorgelagert befindet
sich eine in Beton gegossene Schmalspurtrasse, die noch heute der Biskaya
trotzt und den Küstensaum vor Sturmfluten sichert. Während des Baus der
Batterie nutzte man die Gleise, um das Material zu den Bunkerbaustellen zu
bringen |
![Dem Strand vorgelagerte Schmalspurtrasse [Bruno P. Kohlenbach]](../../images/aw/europa/france/f4_4020/BKL_1574.jpg) |
Auch die ersten Bettungen für die Geschütze, die
Hauptgeschützstände, Unterstände und verrostetes Inventar sind noch erhalten
geblieben.
Zwischen den einzelnen Batteriestellungen findet man auch noch heute Reste
anderer Widerstandsnester und deutscher Funkmeßanlagen.
An der äußersten Spitze westlich Le Verdon reihten sich Bunker an Bunker,
die heute aber größtenteils unter den Dünen begraben sind. Hier waren mehrere Küsten- und Sperrbatterien auf engstem Raum vereinigt, die von einem Schmalspureisenbahnsystem versorgt werden konnten.
 |
Neben dem R 636a, der der frz. Marine als
Semaphore dient, befindet sich unter jeder Düne ein Bunker. |
Im Osten der Halbinsel war zudem eine Eisenbahnbatterie eingesetzt, deren Munitionsbunker heute ebenfalls noch zu sehen sind. |
 |
 |
Am ehemaligen Seebahnhof, dessen Pier von den Deutschen gesprengt wurde, befand sich ein betoniertes Tanklager, gesichert von teilfestungsmäßig eingebauter leichter Flak. |
Der Fährhafen wurde sowohl von leichter Flak wie auch von Infanteriebauwerken gesichert. Im Fort war neben einer Schirrmeisterei leichte Flak stationiert. |
 |
Die Fotos aus dem Jahr 2005 stellte uns Herr Wolfgang Bröker aus Kempen
zur Verfügung, die Bilder von 2014 stammen von Bruno
P. Kohlenbach. Vielen Dank den beiden Kollegen für die schönen Aufnahmen!
Zur Vertiefung:
|