Deutsches Atlantikwall-Archiv

Le Verdon

 

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Die Festung Gironde Süd

Stand 03.02.2015

Die Festung Gironde Süd umfaßte die Ortschaften Le Verdon und Soulac-sur-Mer sowie Montalivet im Vorfeld der Festung.

Zusammen mit der Festung Gironde Nord (Royan) sicherte sie die hier nur wenige tausend Meter breite Gironde-Mündung, die man heute mit einer Autofähre überqueren kann. Blick über die Gironde-Mündung auf die Pointe de Vallieres östlich von Royan

Die äußere Festungsgrenze verlief etwa ab Montalivet Richtung Osten über St. Vivien quer durch die Halbinsel. Gegen Norden wurden weitere Verteidigungsriegel errichtet, deren Ausbaustufe jedoch nur feldmäßigen Charakter hatte.

R 667 für 5 cm Kwk Schwer gesichert waren die Strände Richtung Norden. Hier finden sich sehr viele Bauwerke für die 5 cm Kampfwagenkanone oder leichte Panzerabwehrgeschütze.

Oft waren diese in Gruppen zusammengefaßt. Man kann gut die Auswirkung von Hitlers Verschartungsbefehl erkennen: Zu jeder offenen Bettung für 5 cm Kwk gesellt sich ein Schartenstand, in dem die Waffe 1944 eingebaut wurde, nachdem man sie von ihrer offenen Aufstellung demontiert hatte.
 
Bettung für 5 cm Kwk R 600 für 5 cm Kwk
R 680 südlich Soulac in den 80er Jahren  Im Medoc waren in den letzten Jahren Graffitti-Künstler am Werk. Der R 680 südlich Soulac (nebenstehend eine Aufnahme aus den 80er Jahren) ist beim Jahrtausenwechsel kaum noch wiederzuerkennen.
Das schöne Graffitti ist aber mittlerweile wieder arg verblaßt.
R 680 im Jahre 2005 R 680 im Jahre 2005

Nördlich des Ortes wurde die MKB Les Arros von einem der Einwohner zu einem Freilichtmuseum hergerichtet. Nicht nur hier zeigt sich, daß das Engagement eines Einzelnen ohne die kommunale Unterstützung leider keine nachhaltige Wirkung hat. Die Batterie verfällt zusehends wieder in ihren Zustand der Nachkriegsjahre. Es bedarf der Initiative mehrerer Enthusiasten, um ein Projekt diesen Ausmaßes auch über einen längeren Zeitraum sicher betreiben zu können. Schade, denn die Batterie ist eine der wenigen, die noch recht gut mit allen ihren Bauwerken erhalten ist. Darunter befinden sich auch einige Regelbau-Schätzchen und so manches bemerkenswerte Detail in den Bauwerken und im Gelände. So besitzt die Batterie als Besonderheit zwei R 670, die hier nur zur flankierenden Wirkung eingesetzt wurden.

R 670 als Flankierungsstand der MKB Les Arros Eine Plakette am R 670 weist auf die Kämpfe um die Festung im April 1945 (!) hin. Angesichts des vorauszusehenden Kriegsendes war die politisch vielleicht nachvollziehbare Entscheidung, die beiden Gironde-Festungen zu befreien, eine militärisch völlig unnütze Aktion, die auf beiden Seiten mit einer unsinnig hohen Anzahl toter und verletzter Kämpfer bezahlt wurde.
Hier sieht man gut das Schußfeld des R 670 gegen Südsüdwest R 670 [Bruno P. Kohlenbach]

Der Leitstand M 157 der MKB Les Arros ist recht gut erhalten. Bauwerke gleichen Typs gibt es nur noch sehr wenige am Atlantikwall. Die nachstehenden Bilder rechts oben und unten zeigen den M 157 im Jahr 2014.

Leitstand M 157 der MKB Les Arros M 157, Südseite [Bruno P. Kohlenbach]
M 157, Nordseite [Bruno P. Kohlenbach] M 157, Südwestseite [Bruno P. Kohlenbach]
Der Batterie am Strand vorgelagert befindet sich eine in Beton gegossene Schmalspurtrasse, die noch heute der Biskaya trotzt und den Küstensaum vor Sturmfluten sichert. Während des Baus der Batterie nutzte man die Gleise, um das Material zu den Bunkerbaustellen zu bringen Dem Strand vorgelagerte Schmalspurtrasse [Bruno P. Kohlenbach]

Auch die ersten Bettungen für die Geschütze, die Hauptgeschützstände, Unterstände und verrostetes Inventar sind noch erhalten geblieben.

Geschützbettung vor der Kasemattierung [Bruno P. Kohlenbach] Kasematte M 270 [Bruno P. Kohlenbach]
R 622 - Doppelgruppenunterstand [Bruno P. Kohlenbach] Bettgestelle [Bruno P. Kohlenbach]

Zwischen den einzelnen Batteriestellungen findet man auch noch heute Reste anderer Widerstandsnester und deutscher Funkmeßanlagen.

V 229 für FuMO 214 Seeriese beim FuMG-StP Vogel L 485alt - Stand für MAMMUT Fernstsuchanlage der Luftwaffe

An der äußersten Spitze westlich Le Verdon reihten sich Bunker an Bunker, die heute aber größtenteils unter den Dünen begraben sind. Hier waren mehrere Küsten- und Sperrbatterien auf engstem Raum vereinigt, die von einem Schmalspureisenbahnsystem versorgt werden konnten.

Reste eines Feldbahnflachwaggons Reste eines Feldbahnflachwaggons
Leitstand R 636a als Fundament für eine Seefunkstelle Neben dem R 636a, der der frz. Marine als Semaphore dient, befindet sich unter jeder Düne ein Bunker.
M 178 - Leitstand des Artilleriekommandeurs Einer der zahlreichen R 671
Im Osten der Halbinsel war zudem eine Eisenbahnbatterie eingesetzt, deren Munitionsbunker heute ebenfalls noch zu sehen sind. Munitionsbunker der EBttr Le Verdon
Öltank Am ehemaligen Seebahnhof, dessen Pier von den Deutschen gesprengt wurde, befand sich ein betoniertes Tanklager, gesichert von teilfestungsmäßig eingebauter leichter Flak.
Der Fährhafen wurde sowohl von leichter Flak wie auch von Infanteriebauwerken gesichert. Im Fort war neben einer Schirrmeisterei leichte Flak stationiert. Scheinwerferunterstand auf der äußersten Spitze

 

Die Fotos aus dem Jahr 2005 stellte uns Herr Wolfgang Bröker aus Kempen zur Verfügung, die Bilder von 2014 stammen von Bruno P. Kohlenbach. Vielen Dank den beiden Kollegen für die schönen Aufnahmen!
  

Zur Vertiefung:

[1] DAWA Sonderband 5 - Die 5 cm Kampfwagenkanone im Atlantikwall
[2] DAWA Sonderband 10 - Die Regelbauten des Heeres im Atlantikwall 
[3] DAWA Sonderband 30 - Bildband Heeresregelbauten, Teil 1
[4]  DAWA Sonderband 31 - Bildband Heeresregelbauten, Teil 2 (Neuauflage 2017 in Farbe!)
 

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Stand: 22. März 2023

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